Als meine Katze Wilma die Diagnose Lebererkrankung bekommen hat, war ich ziemlich schockiert. Ich hatte tausende Fragen in meinem Kopf, warum das passiert ist, ob ich etwas hätte anders machen können und wie ich Wilma jetzt am besten helfen kann. Deswegen habe ich hier versucht möglichst verständlich zu erklären, was eine Lebererkrankung ist, wie sie entstehen kann, wie der Verlauf ist und wie du deiner Katze am besten jetzt helfen kannst. Das was ich mir damals gewünscht hätte zu wissen.
Hinweis: Ich bin eine Verhaltensberaterin für Katzen, das ersetzt keinen Besuch beim Tierarzt. Bitte folge dem Rat deines Tierarzts.
Wie kann man eine Lebererkrankung erkennen? Welche Symptome gibt es?
Eine der Fragen war, hätte ich es früher erkennen sollen? Ich habe mich sehr schuldig gefühlt, da ich dachte, dass ich es doch früher hätte sehen oder erkennen sollen wie schlecht es meiner Katze geht.
Allerdings ist genau das typisch. Lebererkrankungen bei Katzen sind schwer zu erkennen, da die Anzeichen unspezifisch und subtil sein können. Häufig zeigen betroffene Katzen über längere Zeiträume eine Abnahme des Appetits, gefolgt von Erbrechen und schließlich vollständiger Nahrungsverweigerung. So zeigte es sich auch bei meiner Katze. Ich bemerkte, dass sie weniger Appetit hatte, doch dachte mir erstmal nichts dabei. Es war Sommer und bei den hohen Temperaturen, war es für Wilma normal etwas „fauler“ zu sein und weniger zu essen.
Das ungünstige bei Lebererkrankungen ist, dass die eindeutigen Symptome erst auftreten, wenn bereits mehr als 70% der Leberzellen nicht mehr funktionieren.
Ein eindeutiges Zeichen woran du eine Lebererkrankung bei einer Katze, sogar als Laie erkennen kannst ist die Gelbsucht (Ikterus). Diese äußert sich durch eine gelbliche Verfärbung der Haut und Schleimhäute, besonders gut sichtbar im Maul (am Gaumen) und in den weißen Bereichen der Augen. Das bedeutet aber auch, dass die Leberfunktion schon sehr eingeschränkt ist.
Wie stellt ein Tierarzt die Lebererkrankung fest? Das Diagnoseverfahren
Eine Lebererkrankung stellt der Tierarzt meist durch eine Blutuntersuchung fest. Im Nachfolgenden habe ich die Werte aufgelistet, die im Blutbild auf eine Lebererkrankung hindeuten, wenn sie erhöht sind. Wenn du ein Blutuntersuchung deiner Katze beim Tierarzt hast machen lassen, kannst du jederzeit nachfragen und dir die Werte ausdrucken lassen.
Leberwerte bei der Blutuntersuchung:
- Bilirubin (gesamt) (TBIL)
- Werte von 0-0,9mg/dl sind normal. Als Wilmas Lebererkrankung festgestellt wurde, hatte sie einen Wert von 9.
- Was besagt dieser Wert? Bilirubin ist ein Abfallprodukt, das entsteht wenn rote Blutkörperchen abgebaut werden. Normalerweise wird Bilirubin von der Leber abgebaut und ausgeschieden. Wenn die Leber erkrankt ist, funktioniert dieser Prozess nicht (so gut) und das Bilirubin verbleibt im Blut. Durch die gelbe Farbe von Bilirubin entsteht das äußerlich erkennbare Zeichen von Lebererkrankungen, die Gelbsucht, auch Ikterus genannt. Ein erhöhter Wert und die Gelbfärbung von Augenweiß, Haut ist ein klares Zeichen einer Lebererkrankung.
- Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT)
- Werte von 0-4 U/l normal. (Wilmas Wert 4)
- Was besagt dieser Wert? Gamma-Glutamyl-Transferase, wie übrigens alle auf -ase endenden Begriffe, ist ein Enzym. Es wird beim Eiweißstoffwechsel benötigt wird und kommt speziell in der Leber vor. Je mehr GGT im Blut ist, desto stärker ist die Leber geschädigt. Die Höhe des Gamma-GT-Werts ist ein Hinweis für die Schwere der Erkrankung.
- Alanin-Amino-Transferase (ALT)
- Werte von 12-130 U/l sind normal. Als Wilmas Lebererkrankung festgestellt wurde, hatte sie einen Wert von 477.
- Was besagt dieser Wert? Alanin-Amino-Transferase ist ein Enzym, das beim Abbau von Eiweißen beteiligt ist. Es kommt hauptsächlich in der Leber in hoher Konzentration vor. Wenn die Leber erkrankt ist, wird es freigesetzt und gelangt ins Blut. Deswegen steigen bei einer Lebererkrankung die Werte dieses Enzyms im Blut an.
- Alkalische Phosphatase (ALKP)
- Werte von 14-111 U/l sind normal. Als Wilmas Lebererkrankung festgestellt wurde, hatte sie einen Wert von 609.
- Was besagt dieser Wert? Die Alkalische Phosphatase ist auch ein Enzym, das sich aber nicht nur in der Leber sondern auch in vielen anderen Geweben und Knochen vorhanden ist. Produziert wird das Enzym vom Gallensystem. Erhöhte Werte sind ein Hinweis auf Lebererkrankungen, eine entzündete Galle oder das Cushing-Syndrom sein.
Ein weitere Untersuchung, die mein Tierarzt durchgeführt hat, nachdem die Lebererkrankung durch die Blutwerte diagnostiziert wurde, ist ein Ultraschall. Mit einem Ultraschall kann der Tierarzt einen genaueren Einblick erhalten über die Ursache der schlechten Leberwerte, z.B. ob es an einer Entzündung der Gallenwege, an einer Verfettung der Leber oder an einem Tumor liegt. Das ist wichtig zu wissen für die weitere Behandlung.
Darauf achtet der Tierarzt bei einem Ultraschall (1):
- Lebergröße: Der Tierarzt überprüft die Größe der Leber. Eine vergrößerte Leber (Hepatomegalie) kann auf verschiedene Probleme wie eine Fettleber (hepatische Lipidose) oder Entzündungen hinweisen. Eine verkleinerte Leber könnte die Folge einer chronischen Leberentzündung (Hepatitis) sein oder einer abnormalen Verbindungen von Blutgefäßen, die normalerweise nicht miteinander verbunden sein sollten (Shunt).
- Struktur der Leber: Hier schaut der Tierarzt sich die Echogenität an, d.h. wie hell, dunkel oder wie gleichmäßig das Lebergewebe im Ultraschallbild aussieht. Ist es heller als normal, ist das ein Zeichen für Fettablagerungen (hepatische Lipidose).
- Knoten und Zubildungen: Im Ultraschall kann der Tierarzt auch Knoten, Tumore oder Zubildungen in der Leber zeigen. Ob diese Veränderungen gutartig oder bösartig sind, muss in einer weiteren Untersuchung überprüft werden.
- Gallenblase und Gallengänge: Der Zustand der Gallenblase und der Gallengänge wird ebenfalls überprüft. Der Tierarzt prüft auf Entzündung der Gallengänge (Cholangitis) und des umliegenden Gewebes (Cholangiohepatiits). Sind die Gallengänge innerhalb der Leber sichtbar, handelt es sich um eine Gallengangsverstopfung. Normalerweise sollten die inneren Gallengänge nicht sichtbar sein.
Ist sich der Tierarzt nach dem Ultraschall bezüglich der Diagnose oder der weiteren Therapie noch nicht sicher, kann als weitergehende Untersuchung eine Zellprobe aus der Leber entnommen werden (Leberbiopsie) oder mithilfe eines CT eine Aufnahme der Leber gemacht werden.
Häufige Formen und Ursachen von Lebererkrankungen
Die häufigsten Ursachen für Lebererkrankungen bei Katzen ist eine Fettleber (hepatische Lipidose), gefolgt von Entzündungen der Gallenwege und Leber (Cholangitis bzw. Cholangiohepatitis), Leberschäden durch Giftstoffe (toxische Hepatopathie) und Lebertumore. (3)
1. Fettleber bei Katzen (Hepatische Lipidose)
- Was ist das?
- Die Fettleber (hepatische Lipidose) ist die häufigste Lebererkrankung bei Katzen. Die Krankheit entsteht dadurch, dass sich Fett in der Leber ansammelt. Das kann passieren, wenn Katzen über einen Zeitraum von einigen Tagen bis mehreren Wochen nichts oder sehr wenig fressen (Anorexie). In einer zehnjährigen Studie der Universität von Minnesota stellte sich heraus, dass die Fettleber für 50% aller untersuchten Fälle von Lebererkrankungen bei Katzen verantwortlich war.
- Wie entsteht das?
- Wenn eine Katze wenig bis gar nichts frisst, gerät ihr Körper in einen Zustand, in dem er beginnt, Fett abzubauen, um Energie zu gewinnen. Dieses Fett wird in Form von Fettsäuren zur Leber transportiert. In der Leber gerät der Fettstoffwechsel aus dem Gleichgewicht, was dazu führt, dass sich zu viel Fett in den Leberzellen ansammelt. Diese Fettansammlung lässt die Leberzellen anschwellen, was den Gallenfluss innerhalb der Leber blockiert und die Leberfunktion beeinträchtigt.
- Wann tritt es auf?
- Fettleber kann zwar in jedem Alter auftreten, tritt aber typischerweise bei Katzen mittleren Alters auf. Übergewichtige Katzen sind besonders gefährdet. Das liegt daran, dass sie mehr Fett abbauen können und oft an Insulinresistenz leiden, was das Risiko weiter erhöht. – Viele Katzen entwickeln eine Fettleber während Phasen der Appetitlosigkeit, die durch eine zugrunde liegende Krankheit verursacht werden. Dies nennt man „sekundäre Fettleber“. Gesunde Katzen können jedoch auch eine „primäre Fettleber“ entwickeln. Dies passiert oft durch eine zu schnelle Gewichtsabnahme, unbeabsichtigte Nahrungsentzug oder z.B. durch eine Futterumstellung, die die Katze nicht mag.
2. Entzündungen der Gallenwege und Leber (Cholangitis bzw. Cholangiohepatitis)
- Was ist das?
- Cholangitis bzw. Cholangiohepatitis ist eine Entzündung der Gallenwege und des umgebenden Lebergewebes bei Katzen. Die kleinen Kanäle transportieren die Gallenflüssigkeit von der Leber zur Gallenblase, wo sie gespeichert und konzentriert wird. Die Gallenflüssigkeit ist wichtig für die Verdauung, da sie hilft, Fette im Darm zu zersetzen und aufzunehmen. Eins der Symptome dieser Entzündung ist Appetitlosigkeit, welche wiederum bei zu langem Nahrungsentzug zu einer Fettleber (hepatischen Lipidose) führt.
- Wie entsteht das?
- Bei einer Cholangiohepatitis steigen in den meisten Fällen Bakterien aus dem Darm in das Gallengangsystem auf und verursachen so eine Entzündung der Gallenwege und des umgebenden Gewebes sowie häufig auch des Lebergewebes. Da bei Katzen eine besondere Verbindung zwischen Bauchspeicheldrüse, Gallengang und Zwölffingerdarm besteht, sind sie vermutlich besonders anfällig für eine Cholangitis oder Cholangiohepatitis.
3. Tumore
- Was ist das?
- Wenn dein Tierarzt bei deiner Katze einen Tumor in der Leber findet, bedeutet das zunächst, dass dort Zellen unkontrolliert wachsen. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um festzustellen, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt. Ein gutartiger Tumor wächst langsam und bleibt oft auf die Leber beschränkt, während ein bösartiger Tumor aggressiver ist und sich ausbreiten kann. Beide Arten verdrängen nach und nach gesundes Gewebe und beeinträchtigen die Funktion der Leber. Zu den direkten Anzeichen eines Lebertumors gehören Gelbsucht (eine Gelbfärbung der Haut und Augen), erhöhte Aggressivität und ein geschwollener Bauch.
- Wie entsteht das?
- Lebertumore entstehen, wenn Zellen in der Leber beginnen, unkontrolliert zu wachsen und sich zu vermehren. Dies kann verschiedene Ursachen haben, einschließlich genetischer Faktoren, Umweltfaktoren oder chronischer Entzündungen.
- Wann tritt es auf?
- Lebertumore treten hauptsächlich bei älteren Katzen ab einem Alter von etwa zehn Jahren auf. Es ist wichtig, bei älteren Katzen auf Symptome zu achten und regelmäßige Tierarztbesuche einzuplanen, um frühzeitig eingreifen zu können.
4. Toxische Lebererkrankungen
- Was ist das?
- Toxische Lebererkrankungen entstehen, wenn Medikamente oder aufgenommene Gifte die Leberzellen erheblich schädigen. Dies kann durch den Kontakt mit schädlichen Chemikalien oder das Fressen giftiger Pflanzen passieren und die Leberfunktion stark beeinträchtigen.
- Wie entsteht das?
- Die Leber, die normalerweise dafür zuständig ist, diese Giftstoffe zu verarbeiten und aus dem Körper zu entfernen, wird überlastet und kann ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen.
5. Shunt
- Was ist das?
- Ein Shunt ist eine abnormale Verbindung zwischen Blutgefäßen, die normalerweise nicht miteinander verbunden sind. Bei Katzen kann ein Shunt in der Leber auftreten, was bedeutet, dass das Blut nicht wie üblich durch die Leber fließt, sondern eine Abkürzung nimmt. Dadurch wird die Leber umgangen und kann ihre Aufgabe, das Blut zu reinigen, nicht richtig erfüllen.
- Wann tritt es auf?
- Shunts sind selten und betreffen vor allem junge Katzen, bei bestimmten Rassen, wie der Perserkatze oder der Himalaya-Katze treten Shunts etwas häufiger auf.
Wie gefährlich ist eine Lebererkrankung für Katzen?
Lebererkrankungen bei Katzen können sehr gefährlich sein und sollten immer ernst genommen werden. Die Leber spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel und bei der Entgiftung des Körpers. Wenn ihre Funktion beeinträchtigt ist, kann das tödlich enden. Ohne Behandlung liegt die Sterbewahrscheinlichkeit bei 90%.
Gefährlichster Faktor: Futteraufnahme
Ein akutes Problem bei Lebererkrankungen, insbesondere bei Katzen, ist die Anorexie – die Verweigerung der Nahrungsaufnahme. Auch wenn es harmlos klingen mag, hat dies gravierende Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Katze. Bei schweren Fällen muss die Katze möglicherweise stationär aufgenommen und mehrmals täglich aktiv gefüttert werden. Wenn sie nicht freiwillig frisst, wird oft eine Ernährungssonde eingesetzt, um ihre Versorgung sicherzustellen. Wenn du nicht weißt, welches Futter jetzt am besten für deine Katze ist, kannst du dir meinen Beitrag über Katzenfutter für Lebererkrankungen durchlesen.
Was Du jetzt tun kannst, was deiner Katze hilft
Ich kann gut nachvollziehen, wie schwierig diese Zeit für Dich ist, da meine Katze Wilma ja selbst eine Katze an einer Lebererkrankung litt. Das Gute ist, dass Wilma wieder genesen ist. Es dauerte zwar einige Wochen, aber wir haben es geschafft. Hier sind einige Schritte, die Deiner Katze jetzt helfen können:
- Folge den Anweisungen des Tierarztes: Es ist wirklich wichtig, alle empfohlenen Behandlungen und Kontrolltermine wahrzunehmen. Dein Tierarzt weiß genau, was am besten für Deine Katze ist.
- Ernährung sicherstellen: Sorge dafür, dass Deine Katze regelmäßig frisst. Es ist normal, dass sie keinen Appetit hat, aber die Nahrungsaufnahme ist jetzt das Wichtigste. Biete ihr alle zwei Stunden Futter an, püriere das Futter, füttere sie gegebenenfalls mit einer Spritze und zögere nicht, eine Ernährungssonde legen zu lassen, wenn nötig.
- Spezielle Diät: Besorge spezielles Leberfutter, das die Leber schont und zur Regeneration beiträgt. In diesem Beitrag habe ich meine Erfahrungen mit Leberdiätfutter zusammengefasst.
- Nahrungsergänzungsmittel: Produkte mit Mariendistel können ebenfalls unterstützend wirken. Meine Tierärztin hatte mir damals diese Leckerchen empfohlen: Alfavet FeliGum Hepato*
- Stress reduzieren: Eine ruhige und entspannte Umgebung kann Deiner Katze bei der Erholung helfen. Wenn es Konflikte mit einer Partnerkatze gibt, ist es möglicherweise besser, sie vorübergehend zu trennen.
Ich weiß, wie herausfordernd diese Zeit ist, und ich wünsche Dir und Deiner Katze von Herzen alles Gute.
Quellen:
(1) Ultraschall-Untersuchung: https://vetfocus.royalcanin.com/de/wissenschaft/bildgebende-untersuchung-der-leber-und-des-pankreas
(2) Armstrong, P., & Blanchard, G. (2009). Hepatic lipidosis in cats.. The Veterinary clinics of North America. Small animal practice, 39 3, 599-616 . https://doi.org/10.1016/j.cvsm.2009.03.003
(3) Zawie, D., & Garvey, M. (1984). Feline hepatic disease.. The Veterinary clinics of North America. Small animal practice, 14 6, 1201-30 . https://doi.org/10.1016/S0195-5616(84)50154-5