Katzen Zusammenführung

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Katzen zusammenführen: Das musst du wissen

Es entscheiden sich immer mehr Katzenhalter dazu, eine zweite Katze zu adoptieren. Allerdings kann die Zusammenführung von zwei oder drei Fellnasen eine große Herausforderung werden. Es gibt verschiedene Gründe dafür, dass man Katzen zusammenführen bzw. vergesellschaften will:

Jetzt stellst du dir sicherlich die Frage: Welche Katze passt zu mir und meiner bisherigen Katze? Und wie schaffe ich es, die Katzen zusammenführen und dass sie sich gut verstehen?

Als Katzenexpertin kann ich dir nur raten, dich vorher gut zu informieren, denn eine gescheiterte Zusammenführung ist sehr viel schwieriger zu retten, als vorher die richtigen Schritte zu gehen. In den folgenden Abschnitten kannst du nachlesen, was du bedenken solltest und mit welchen Schritten deine Katzen sicher Freunde werden.

Katzen zusammenführen

Welche Katzen passen zueinander?

Einer der wichtigsten Faktoren zu einer erfolgreichen Vergesellschaftung ist die passende Auswahl der Katze. Geh nicht nach dem Aussehen deiner Zweitkatze, sondern wähle die Katze aus, bei der du denkst, dass sie am besten zu deiner Erstkatze passt.

Wenn Alter, Geschlecht, Spielverhalten, Charakter und Sozialisation gut zusammenpassen, gelingt die Zusammenführung viel leichter und eine Freundschaft unter den Katzen ist wesentlich wahrscheinlicher.

Bei Katzen gilt eindeutig: Gleich und gleich gesellt sich gern.

Die Verträglichkeit von Katzen wird vor allem durch folgende Faktoren bestimmt:

Je mehr der 5 Merkmale bei deinen Katzen gleich sind, desto besser stehen die Chancen.

Katzen zusammenführen

Diese Fehler solltest du vermeiden

Fehler Nr. 1: Ungeduld

Es ist verständlich, dass du am liebsten hättest, dass die Katzen schon am zweiten Tag zusammen kuscheln oder man sie alleine miteinander lassen kann. Leider muss ich dir sagen: Das ist unrealistisch. Es sei denn man hat zwei Kitten oder wirklich sehr ähnliche Katzen.

Wie auch bei uns Menschen braucht es eine Zeit lang um sich mit jemandem anzufreunden. Stell dir vor: Ein neuer Mitbewohner zieht ungefragt bei dir ein und steht in deiner Küche. Erst mal bist du wahrscheinlich überrumpelt und fragst dich was er denn hier will. Nach einer Zeit bist du vielleicht neugierig und wenn er sich als höflich und nett entpuppt werdet ihr eventuell sogar Freunde. Wahrscheinlich aber nicht am ersten Tag, richtig? Genauso geht es unseren Katzen, wenn wir Ihnen eine neue Katze vorstellen.

Also: Gib deinen Katzen Zeit und gehe lieber zu langsam vor, als zu schnell.

Fehler Nr. 2: Auskämpfen lassen

Diesen Tipp liest man leider immer noch sehr oft in verschiedenen Blogbeiträgen oder hört ihn von Bekannten.

 „Wenn sich die Katzen anfauchen oder kämpfen, dann lass sie das unter sich ausmachen und geh nicht dazwischen. Die müssen die Rangordnung einmal etablieren, anschließend kennt jeder seinen Platz.“

Leider muss ich dir als Katzenexpertin sagen: Es gibt keinen schlechteren Tipp!

Deshalb ergibt dieser Tipp keinen Sinn:

Das ist wohl so ziemlich das Gegenteil von unserem Ziel.

Wie führe ich zwei Katzen zusammen?

Vorbereitung

In der Wildbahn finden sich mehrere Katzen an einem Ort immer nur, wenn es dort besonders viele Ressourcen gibt. Wie zum Beispiel auf einem Bauernhof. Hier gibt es oft Mäuse und Futter im Überfluss. Sorgt also dafür, dass eure Katzen nicht in Konkurrenz treten müssen. Besorgt euch ausreichend Liegeplätze, Katzenklos, Kratzmöglichkeiten und Rückzugsorte im Vorfeld.

Gerade die Rückzugsorte sind für den Anfang besonders wichtig. Sollte es einer Katze nämlich mal zu viel werden, ist es gut, wenn sie ausreichend Möglichkeiten hat sich zurückzuziehen, um das Ganze mal aus Entfernung zu betrachten. So kann schon mancher Streit geschlichtet werden, bevor er überhaupt entsteht. Katzen bevorzugen dazu entweder luftig hohe Plätzchen (oberster Platz auf dem Kratzbaum) oder auf dem Boden in einer Höhle (Ein beliebter Klassiker: unter der Couch oder dem Bett). Ganz toll eignet sich hierzu ein sogenannter Catwalk oder Höhlen in Bodennähe. Das kann auch ein Stuhl mit drüber geworfener Decke sein.

Um auf Nummer sicher zu gehen, könnt ihr in euren Räumen Pheromonstecker* einstecken. Wenn deine Katze besonders ängstlich ist, hilft ihr Zylkene* um etwas entspannter zu sein.

Ankunft der neuen Katze

Es ist so weit: Du holst deine neue Katze ab! Nun beginnt das Abenteuer und bald ein langes und glückliches Zusammenleben.

Bitte setze deine beiden Katzen nicht einfach in eurer Wohnung zusammen. Egal, wie brav und freundlich deine bisherige Katze ist: Lass deine Tiere nicht sofort zusammen, da sie sehr wahrscheinlich einfach überfordert sind – und sich dadurch gegenseitig angreifen.

Die neue Katze sollte erstmal in einem separaten Zimmer ankommen dürfen. Richte dort alles ein, was die Katze während der ersten Tage benötigt: Futter- und Wassernapf, ein paar gemütliche Plätze, Kratzmöglichkeiten, Spielzeug und ein Katzenklo.  Suche ein Zimmer aus, das nach Möglichkeit nicht das Lieblingszimmer deiner alten Katze ist.

Gib der neu ankommenden Katze erstmal mindestens 2 Tage Zeit sich an die neue Situation zu gewöhnen – schließlich ist ein Umzug für eine Katze etwas sehr Stressiges. Beide Katzen bleiben die nächsten 2-3 Tage erst einmal von einander getrennt und haben keinerlei Kontakt zueinander!

Phasen der Zusammenführung

Super der erste Teil ist geschafft: Die neue Katze ist zuhause. Nun geht es an die 3 Schritte der Zusammenführung. 

Die Zusammenführung von Katzen sollte in mehreren Phasen erfolgen, um den Stress der Katzen zu minimieren und die Wahrscheinlichkeit für positive Erlebnisse miteinander zu erhöhen. Je nachdem wie gut oder schlecht deine Katzen auf die folgenden Schritte reagieren, desto schneller oder langsamer kannst du fortfahren. 

Hier sind die wichtigsten Phasen im Überblick:

Achtung: Auch wenn es verlockend es, du solltest keinen der Schritte überspringen!

Phase 1: Geruchsaustausch und Reviertausch

Nach den ersten paar Tagen, wenn beide Katzen entspannt sind und sich wohlfühlen, könnt ihr mit der ersten Phase beginnen. Der erste Schritt ist der Geruchsaustausch. Nimm dazu jeweils auf denen jeweils eine Katze gerne liegt und bring es ins Zimmer der anderen Katze.

Beobachte die Reaktion deiner Katze: Ist sie neugierig und interessiert oder faucht sie direkt? Kombiniere die Decke mit ein paar tollen Leckerchen, um eine positive Erfahrung für die Katzen zu schaffen. Gib dir deiner Katze dazu ein Leckerchen, wenn sie an der Decke riecht. Mach das ein paar Mal und schon verbindet sie den Geruch der neuen Katze mit etwas Positivem.

Dies wiederholst du mehrmals am Tag für mindestens 2 Tage, aber auf jeden Fall so lange, bis die Katzen die Decke nicht mehr anfauchen, sondern entspannt und neugierig darauf reagieren.

Wenn du das geschafft hast, könnt ihr die Reviere tauschen. Also Katze A darf nun das Revier B erkunden und Katze B darf das Zimmer von Katze A erkunden – ohne dass sich die Katzen dabei begegnen und auch nicht sehen.

Phase 2: Erster Sichtkontakt und Annäherung

Als nächstes steht das erste Aufeinandertreffen bevor.

Solltest du Bedenken haben, da du bei der Checkliste oben festgestellt hast, dass deine Katzen sich nicht so ähnlich sind, kann es sinnvoll sein beim ersten Zusammentreffen  eine Barriere zwischen deinen Katzen zu haben, um einen Angriff verhindern. Als Barriere kannst du eine Gittertür bei dir zuhause anbringen: So können sich die Katzen zwar sehen, aber nicht angreifen. Am besten eignen sich z.B. Kinderschutzgitter, Fliegengittertüren mit Alurahmen oder selbstgebaute Holzrahmen mit Drahtgitter. Diese werden zusätzlich zur normalen Tür installiert.

Ich habe damals ein extrahohes Kinderschutzgitter als Gittertür gekauft. Sehr agile Katzen können darüber springen, aber für meine Katzen hats gereicht. Hier ist der Link zur Gittertür* auf Amazon.

Ein guter Zeitpunkt für den ersten Sichtkontakt (durch die Gittertür) ist die Fütterungszeit. So können die Katzen sich zum ersten Mal sehen und verbinden das gleich mit etwas Positivem. So gehst du vor:

Während der Fütterung solltest du deine Katzen genau beobachten. Wie reagieren sie auf die andere Katze? Es kann zu ganz unterschiedlichen Reaktionen kommen. Von sich gar nicht beachten, Nase-an-Nase Kontakt bis hin zu aggressivem Verhalten kann alles passieren.

Im besten Falle verläuft das Spektakel „ereignislos“, d.h. jede Katze frisst und beobachtet die Katze ab und zu. Weitere gute Zeichen sind nach vorne gerichtete Ohren, entspannte Körperhaltung und Wegdrehen des Kopfes. Damit drücken Katzen aus, dass sie friedlich gestimmt sind.

Es ist nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, wenn es beim ersten Aufeinandertreffen zu knurren und fauchen kommt. Die meisten Katzen sind am Anfang skeptisch und unsicher, das sollte sich aber nach ein paar Tagen legen.

Legt sich das Fauchen nicht und verhalten sich deine Katzen aggressiv, d.h. sie gehen drohend oder direkt auf die andere Katze los, schließe bitte sofort die Tür und trenne die Katzen erneut.

Im Laufe der nächsten Woche wiederholst du die gemeinsame Fütterung täglich, sodass eine Gewöhnung stattfindet. Mit der Zeit kannst du die Näpfe immer näher aneinander platzieren, bis die Katzen ca. 1m voneinander entfernt fressen.

Schließe die Tür immer direkt nachdem die Katzen fertig sind mit Fressen. Lässt du sie ohne diese positive Ablenkung weiter zusammen, kann es sein, dass sie aufeinander zugehen und das einer Katze zu schnell geht und es endet in einem Kampf.

Erst nachdem sie sich aneinander gewöhnt haben, dass der andere sich immer wenn sie ihn sehen ungefährlich verhält, kannst du zu Schritt 3 übergehen.

Phase 3: Gemeinsame Zeit ausdehnen

Wenn du in Phase 3 angekommen bist, hast du schon einen riesen Schritt geschafft! Nun gilt es die gemeinsame Zeit auch nach der Fütterung auszudehnen.

Am besten schnappst du dir einen Freund oder Mitbewohner, damit je eine Person auf seine Katze aufpassen kann und sie im Zweifel von einem Angriff abhalten kann. Warte ab was passiert, nachdem die beiden mit Fressen fertig sind.  Gehen sie aufeinander zu? Lass die Katzen sich frei beschnuppern. Wenn du bemerkst, dass es einer Katze vllt etwas viel wird, lenke die andere Katze durch ein Spiel oder ein Leckerli ab. Jede Person passt hier auf seine Katze auf. Zusätzlich kannst du deine Katzen mit einem Leckerli bestärken, wenn sie sich friedlich oder entspannt verhält.

Dehnt die gemeinsame Zeit mit offener Tür aus – am Anfang sind es vielleicht nur 5 oder 10 gemeinsame Minuten, am Ende dann mehrere Stunden. Und dann seid ihr am Ende des Prozesses angelangt.

Glückwunsch zur erfolgreichen Zusammenführung! 😊

Dazwischen gehen, wenn sich die Katzen streiten?

Leider läuft nicht immer alles rosig, aber wenn deine Katzen aufeinander los gehen, solltest du sie umgehend wieder voneinander trennen und einen Schritt zurückgehen. Vielleicht musst du die Distanz oder die Dauer des Sichtkontakts mit offener Tür wieder verringern.

So reagierst du richtig, wenn es zum Streit kommt:

Bitte werfe keine Gegenstände auf die Katzen oder spritze sie mit einer Wasserpistole ab. Durch den Schock und das schlechte Erlebnis, verschlechtert sich die Beziehung deiner Katzen nur zusätzlich.

Wie lange dauert eine Katzenzusammenführung?

Ich würde dir gerne einen genauen Zeitraum nennen, aber leider kann man das schwer voraussagen. Je nach Charakter, Alter, Geschlecht und Sozialisation ist das anders.

Mit Kitten und sehr ähnlichen Katzen kann man diese Phasen sehr schnell durchlaufen und sie verstehen sich schon nach wenigen Tagen oder 1 Woche sehr gut. Bei älteren oder unterschiedlichen Katzentypen kann es mehrere Wochen dauern.

Die schwierigsten Fälle sind Zusammenführungen mit folgender Kombination:

Es gibt viele schwierige Kombinationen, bei denen solltest du bei der Zusammenführung eher mit Monaten als mit Wochen rechnen.

Das Vorgehen sollte jedoch auch nicht zu starr sein, denn es gibt immer Ausnahmen von der Regel. Die Katzen bestimmen das Tempo bei der Zusammenführung und manchmal geht es schneller, als geplant und manchmal langsamer.

Was ist normal, was nicht?

Gute Anzeichen bei der Katzen Zusammenführung:

Du erkennst, dass die Zusammenführung gut läuft, wenn beide Katzen in der Gegenwart der anderen eine entspannte und selbstbewusste Körperhaltung zeigen: Der Schwanz ist beim Laufen nach oben gerichtet, bei Sichtkontakt schauen sie entspannt nach links und rechts, gähnen und blinzeln. Auch das Ausbleiben von Anstarren, Fauchen, Knurren oder Bedrängen der anderen Katze sind positive Zeichen.

Ein oft unterschätztes, aber auch gutes Anzeichen ist das Ignorieren. Viele erwarten, dass die Katzen sofort miteinander interagieren, sei es durch Schnuppern oder Spielen. Doch tatsächlich ist das „Fehlen“ von Interesse ein positiver Start. Es zeigt, dass die Katzen die Grenzen der anderen respektieren und sich nicht bedroht fühlen.

Schlechte Anzeichen sind :

Es gibt mehrere Anzeichen, die darauf hinweisen, dass die Zusammenführung nicht gut verläuft. Anhaltendes Fauchen, Knurren und aggressive Körperhaltung sind klare negative Zeichen. Wenn eine Katze die andere ständig anstarrt oder bedroht, zeigt dies, dass sie sich nicht wohlfühlt. Auch Rückzug einer Katze, sowie Markieren deuten auf ernsthafte Probleme hin. Diese Anzeichen erfordern sofortiges Handeln und möglicherweise eine erneute Trennung der Katzen.

Tritt einer der oben genannten Punkte auf, dann ist das ein Anzeichen dafür, dass es zu schnell ging für deine Katzen. Mache ein paar Tage Pause und und probiere es das nächste Mal nochmal mit mehr Entfernung zwischen den Katzen.

Wann ist eine Zusammenführung gescheitert?

Es ist normal, dass in den ersten zwei Tagen gefaucht und geknurrt wird. Liebe auf den ersten Blick ist bei Katzen selten. Eine Zusammenführung gilt als gescheitert, wenn sich eine Katze dauerhaft zurückzieht, z.B. nur noch unter der Couch lebt, oder aus Unsicherheit beginnt zu markieren. Angriffe mit Jaulen und Verfolgungsjagden sind ebenfalls schlechte Zeichen. In solchen Fällen sollte die Zusammenführung abgebrochen und die Katzen wieder getrennt werden. 

Bei diesen Anzeichen, solltest du deine Katzen wieder komplett trennen:

Das heißt nicht, dass die Zusammenführung gescheitert ist. Es ist möglich einen neuen Versuch der Zusammenführung zu starten.

Dazu solltest du dir jedoch professionelle Hilfe holen, um eine individuelle Strategie für deine Katzen zu erhalten. Es gibt noch einige weitere Methoden zur Zusammenführung, die ich hier nicht alle erklären kann. Am besten kontaktierst du hier eine Katzenpsychologin in deiner Nähe oder meldest dich bei mir. Ich gebe dir gerne Tipps und erarbeite mit dir einen individuellen Trainingsplan, sodass  deine Katzen doch noch eine Chance haben sich wieder zu verstehen.

Fazit

Die richtige Zusammenführung von Katzen ist komplex und verläuft bei jedem individuell. Entscheidend ist es langsam und mit Geduld vorzugehen, um ein friedliches, harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen.

Meine persönliche Empfehlung noch ganz zum Schluss: Das Buch „Katzenzusammenführung mit Herz und Verstand“von Christine Hauschild. Das Buch zeigt sehr anschaulich, wie man Katzen gut zusammenführt und auf welche Probleme man achten muss. Es geht auch auf Probleme ein, an die man als normaler Katzenhalter vielleicht nicht als erstes vermutet. Sich vorher zu informieren, kann eine Menge Stress und Ärger sparen. Und mit dem Ratgeber bist du auf der sicheren Seite.

Katzenzusammenführung mit Herz und Verstand

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Über die Autorin

Tina Jäger ist Katzenverhaltensberaterin (ATN) und die Gründerin von Typisch Katze.

Sie hilft dir dabei, deine Katzen besser zu verstehen und individuelle Lösungen für die Verhaltensprobleme deiner Katzen zu finden.

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