Wäre das nicht schön? Deine geht Katze geht am Tag des
Umzugs brav und ohne Zwang in ihre Box, während du dich um die restlichen Dinge,
die du noch zusammenpacken musst, kümmerst. Auf der Autofahrt gibt es
friedliche Ruhe statt eines lautstarken Miau-Konzerts. Deine Sorgen halten sich in
Grenzen, weil du siehst, dass deine Katze total entspannt in ihrer Box schläft.
Angekommen in eurer neuen Wohnung klettert deine Katze direkt neugierig aus der
Box und erkundet Ihre Umgebung. Gemeinsam beginnt ihr euch wohlzufühlen und
schließt den anstrengenden Tag zufrieden ab.
Seufzt du gerade und denkst: „Ach das ist doch utopisch.“? Haha, ich auch. Wir reden hier schließlich über Umzüge. Und die sind einfach nicht entspannt. So sehr ich es mir auch wünschen würde.
Woher soll man zwischen Kisten packen, Freunde zum Schleppen rekrutieren und endlosen Entscheidungen darüber, was man mitnehmen will und was nicht, noch die Zeit nehmen für ein langwieriges Transportboxtraining? Die Zeit hat man oft einfach nicht beim Umziehen, auch wenn das langfristig sicher die bessere Lösung wäre. Aber schon beim Gedanken an das Mauzen und Hecheln im Auto zerreißt es mir immer das Herz. Es muss doch eine Möglichkeit geben, wie ich meiner Katze diesen Umzugsstress einfacher machen kann und auch selbst dabei durchzudrehen. Denn zwischen dem Berg an To-dos vergessen wir uns selbst ganz oft.. Und unser Stress überträgt sich auf unsere Katze. Wenn wir hektisch herumlaufen, fluchen und angestrengt umräumen, bemerkt unsere Katze unsere Anspannung. Deswegen sollten wir auch für uns selbst gut sorgen und gnädig mit uns sein, wenn nicht alles perfekt läuft.
Warum sind Umzüge für Katzen so stressig?
Na ja, um herauszufinden, wie wir unserer Katze (und uns) den Prozess des Umzugs erleichtern können, müssen wir erst einmal verstehen, was sie überhaupt so nervös macht und wie wir ihr ein Gefühl von Sicherheit vermitteln können. Katzen sind von Natur aus sehr territorial und fühlen sich am wohlsten, wenn sie sich in einer Umgebung befinden, in der sie sich auskennen und die nach ihnen riecht. In der Wildnis markieren sie ihr Revier durch Kratzen, Köpfchenreiben und durch das Hinterlassen von Duftmarken mit Urin oder Kot. Diese vertrauten Gerüche geben ihnen nicht nur Orientierung, sondern auch das Gefühl von Schutz. Sie wissen genau, wo sie sich verstecken können, wenn Gefahr droht, oder wohin sie sich zurückziehen können, wenn sie gestresst sind. Während eines Umzugs geht die vertraute Umgebung verloren und die Sicherheit gebenden Duftmarken sind weg und das macht Katzen äußerst unsicher. Jetzt wissen wir was unsere Katzen sicher macht und können darauf achten, möglichst viele Dinge mitzunehmen an denen der Katzengeruch haftet, z.B. vertraute Objekte wie Kratzbaum und Couch.
Praktische Tipps, wie du deiner Katze und dir den Umzug leichter machen kannst, trotz wenig Zeit
Vorbereitung (ca. 2 Wochen vor dem Umzug)
- Suche dir in deiner alten Wohnung einen Raum aus in dem deine Katze am Tag des Umzugs bis zuletzt möglichst viel Ruhe genießen darf. Wenn möglich, verlege dort schon mal (langsam) die wichtigsten Dinge deiner Katze in diesen Raum. Das heißt Futter, Katzenklo, deine Spiel- oder Streicheleinheit.
- Lasse die Transportbox im Raum offen stehen und mach sie attraktiv, in dem du zum Beispiel öfter mal ein paar Leckerchen reinwirfst. Wem es möglich ist und wer genügend Zeit hat, kann gerne ein Transportboxentraining mit Clicker machen. Das ist auch für zukünftige Tierarztbesuche hilfreich.
- Je nachdem wie lange deine Katze in der Box sein muss, denke darüber nach eine größere zu kaufen in der deine Katze stehen oder sich auch mal ausstrecken kann.
- Wenn du eine sensible Katze hast, ist jetzt der Zeitpunkt, um über Beruhigungsmittel nachzudenken. Im Voraus hilft zum Beispiel das Anti-Stress-Mittel Zylkene, Bachblüten Rescue Tropfen oder ein Pheromon-Dampfer im Rückzugsraum der Katze und auch in der neuen Wohnung.
Am Tag des Umzugs und der Autofahrt
- Die Katze sollte, bis es so weit ist, in Ihrem Rückzugsraum bleiben dürfen, der als letztes geräumt wird. Oft stressen schon die lauten Geräusche, deswegen ist es wichtig deiner Katze möglichst viel Ruhe geben und nicht ständig durchzulaufen.
- Zu guter Letzt setzt du deine Katze selbst behutsam in die Box. Gib deiner Katze am besten ein ihr vertraut riechendes Kleidungsstück oder eine gebrauchte Deckemit in ihre Transportbox. Das kann beruhigend wirken.
- Ist deine Katze sehr ängstlich, dann sprich vorher mit deinem/deiner Tierarzt:in ab, ob du deiner Katze ein Beruhigungsmittel für die Fahrt geben kannst (z.B. Calmex Cat, Gabapentin). Meist kannst du eine Tablette einfach abholen.
- Nimm eine Ersatzdecke oder Handtuch für die Box, falls sich eine Katze erbricht oder aus Angst Urin absetzt.
- Nimm unbedingt deine alten Möbel (soweit wie möglich) erstmal mit in die neue Wohnung. Vor allem große und von deiner Katze heißgeliebte Stücke wie die Couch. An diesen Möbeln haften viele Duftmarken und geben deiner Katze in der neuen Wohnung ein Stück Sicherheit.
Ankunft in der neuen Wohnung und wie es weitergeht
- In der neuen Wohnung sollte bereits ein Zimmer für deine Katze eingerichtet sein mit allem, was sie braucht: Der alte Kratzbaum, das alte Klo (am besten auch das Streu erstmal so lassen), die bekannte Schlafstätte, Futter, Wasser, Spielzeug. Wenn du schon in der vorherigen Wohnung einen Pheromon-Stecker hattest, platziere auch hier im Vorfeld einen.
- Denk daran, die alten Sachen kennt deine Katze, sie tragen den ihr bekannten Geruch, der ihr Sicherheit gibt und beruhigend auf sie wirkt.
- Geht deine Katze mit erhobenem Schwanz und selbstsicher in dem Zimmer umher, lass sie das nächste Zimmer erforschen.
- Die Eingewöhnungsdauer ist bei jeder Katze unterschiedlich. Sehr selbstbewusste Katzen brauchen meist 1-2 Tage, bei ängstlichen Katzen sind 2 Wochen nicht ungewöhnlich. Das Wichtigste ist hierbei deiner Katze wirklich Zeit zu geben und sie nicht zu bedrängen.
- Sei darauf gefasst, dass sich deine Katze in der neuen Wohnung erstmal vor ungewohnten Geräuschen wie Knarren, Mitbewohnerlärm und Straßenverkehr erschreckt. Es ist normal, dass Katzen am Anfang Zeit brauchen, um sich an diese neuen Geräusche zu gewöhnen.
Was ist beim Umzug mit einer Freigängerkatze zu beachten?
Beim Umzug mit einer Freigängerkatze ist Geduld und Vorsicht geboten. Nach dem Umzug ist es ratsam, 4 bis 6 Wochen zu warten, bevor du deine Katze wieder nach draußen lässt. So hat sie ausreichend Zeit, sich an die neue Wohnung und Rituale zu gewöhnen und sie als ihr neues Zuhause zu erkennen. Auch wenn deine Katze während dieser Zeit drinnen wahrscheinlich quengelt und miaut um raus zu dürfen, ist es trotzdem sinnvoll diese Zeit einzuhalten.
Ein weiterer Tipp ist, die Katze langsam an den neuen Freilauf zu gewöhnen, in dem du zuerst mit ihr an einer längeren Leine raus gehst oder sie nur in einen gesicherten Teil des Gartens rauslässt.
Ich persönlich habe gute Erfahrungen damit gemacht, meiner Katze einen GPS-Tracker anzulegen, besonders in den ersten Wochen. Das gab mir die Sicherheit, sie leicht wiederfinden zu können, falls sie sich verirren sollte oder versucht, zum früheren Zuhause zurückzukehren oder einfach ungewöhnlich lange nicht wiederkommt.
Vergiss nicht darauf zu achten, dass deine Katze eine aktuelle Kennzeichnung wie einen Mikrochip oder ein Halsband mit Adresse trägt, falls sie sich doch einmal verirren sollte. Und ganz wichtig – vergiss nicht sie zu registrien, denn eine Kennzeichnung ohne Registrierung ist sinnlos.
Was ist zu beachten, wenn man mit zwei oder mehreren Katzen umzieht?
Das kommt darauf an, wie die Beziehung zwischen deinen Katzen ist.
Meine 2 Katzen sind zum Beispiel eher eine Art Zweckgemeinschaft, sie akzeptieren und tolerieren sich, aber die große Liebe ist das nicht. Deshalb sind bei uns getrennte Transportboxen ein Muss, und es ist wichtig die Boxen im Auto so zu positionieren, dass die beiden sich nicht sehen. In der neuen Wohnung starte ich mit getrennten Erkundungstouren, jeder bekommt einen Teil der Wohnung hinter geschlossener Tür. Danach tausche ich die Bereiche und jeder erkundet den anderen Teil der Wohnung. Erst wenn der Stress nachlässt und der vertraute Duft in der Luft liegt, lasse ich die zwei wieder zueinander. So ist das größte Drama vermieden und die beiden sind sich schon bald wieder grün.
Das ist jetzt meine Erfahrung, weil ich meine Katzen sehr gut kenne, das muss aber nicht auf deine Katzen zutreffen. Wenn sich deine Katzen sehr gut miteinander verstehen und sich gegenseitig sogar Sicherheit geben, macht es definitiv mehr Sinn sie nicht zu trennen, sondern sie gemeinsam die neue Wohnung erkunden zu lassen.
Wichtig ist, dass du deine Katzen gut beobachtest. Solltest du bemerken, dass sich deine Katzen nah dem Umzug doch schlecht miteinander verstehen nach dem Umzug, erstmal auf eine vorübergehende Trennung zu setzen. In diesem Fall ist Vorsicht besser als Nachsicht.
Fazit:
Umzüge sind einfach stressig, sowohl für unsere Katzen als auch für uns. Das Wichtigste ist es Geduld mitzubringen und eine gesunde Portion Verständnis, dass es nicht perfekt laufen wird. Durch die Tipps weißt du jetzt wie wichtig Gerüche und vertraute Möbel in der neuen Wohnung sind und wie du deiner Katze bei der Eingewöhnung in der neuen Wohnung helfen kannst. Gib dir und deiner Katze Zeit sich einzugewöhnen und wohlzufühlen, dann wird das.
P.S.: Nicht jeder meiner Tipps oben ist immer umsetzbar. Manchmal hat man nicht genügend Kapazitäten im Auto, um die Katzen zu trennen, kein eigenes Zimmer um die Katzen einzugewöhnen, keine Zeit ein Beruhigungsmittel zu besorgen oder eine andere der oben genannten Maßnahmen umzusetzen. Orientiere dich an den grundlegenden Prinzipien und passe diese flexibel an deine eigenen Umstände an. Sei nachsichtig mit dir und denk daran, du gibst immer dein Bestes.
Solltest du noch eine Frage haben, stell sie mir gerne in den Kommentaren 😊